Eine Scheibe Bach
Der Musikkritiker Scheibe hielt Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel für die Spitzenkomponisten der Tasteninstrumentalmusik, besonders wegen ihrer überlegen strukturierten und ornamentierten Werke. Auch als Organist, Cembalist und Klavichordspieler schätzte er Bach als unüberwindbar ein, nur Händel sei ihm vergleichbar. Bachs 1735 veröffentlichtes Italienisches Konzert (BWV 971) proklamierte er als Vorbild, das verdiene, von allen Komponisten als Lehrbeispiel für ein wohlkonstruiertes Konzert beachtet zu werden.
Bachs Kirchenkompositionen hielt Scheibe für hochkünstlerisch und elaboriert, in Ausdruck, Überzeugungskraft und Plausibilität seien ihnen die Werke von Georg Philipp Telemann und Carl Heinrich Graun jedoch deutlich überlegen. Seinerzeit würden die meisten Deutschen neben Telemann, Graun und Johann Adolph Hasse als höchstrangige Komponisten genannt haben.
Scheibe veröffentlichte 1737 eine Glosse,[2] in der er darlegte, was ihn an Bachs Musik störte: sie sei unnatürlich, gekünstelt und sein Stil verwirrend. Weil er alle Ornamente ausschreibe, anstatt die Verzierung dem Spieler zu überlassen, überdeckten sie die Schönheit der Melodien und Harmonien. Anstatt eine Melodiestimme zu begleiten, komponiere er zu polyphon, so dass alle Stimmen gleichwertig und das Ganze zu kompliziert sei. Dadurch wirke die Musik überladen, gekünstelt und erdrückend, statt schlicht, natürlich und würdevoll zu klingen, wie Scheibe es für erstrebenswert hielt.
Diese Kritik führte zu der berühmten Replik des Rhetorik-Dozenten Johann Abraham Birnbaum (1702–1748)[3] im Januar 1738.[4] Wegen seiner Kritik an Bach wurde und wird Scheibe von vielen Musikwissenschaftlern, insbesondere von Bachforschern, kritisch gesehen. Quelle: Wikipedia

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